29.06.14

Hätte ich das mal vorher gewusst... #2 (Julie)

Hätte mir das nicht mal jemand sagen können? ... #2 Diese Gefühle

jede Mutter oder sogar schon jede werdende kriegt nur noch ein müdes Augenrollen raus, wenn mal wieder jemand seine erfahrene Meinung bezüglich unterschiedlichster Themen das Baby betreffend, um die Ecke kommt. Einfach J E D E R kennt sich aus und weiss A L L E S auf J E D E N Fall besser als man selbst, da diese Personen entweder selber schon 1 Kind haben, wenn man erst schwanger ist oder 2 oder gar mehrere Kinder bereits zur Welt gebracht haben. Oder am Ende jemanden kennen, der sich genau auskennt. Es ist G R A U E N V O L L.

Aber es gibt so viele wichtige Dinge, von denen redet dann wiederum kein Mensch.  Ob sie wirklich alle der unfassbar einnehmenden und viel Unheil anrichtenden Schwangerschafts- oder Stilldemenz zum Opfer  fallen oder ob sie anderen einfach nicht so wichtig waren.... hier erzähle ich M E I N E Wahrheit zu für mich wichtigen Themen, von denen ich PRE Baby keine Ahnung hatte.

#2: Diese Gefühle.

Mir war natürlich auch schon bevor ich selbst Kinder bekam bewusst, dass man diese dann vermutlich sehr sehr lieben wird. Aber dieses Lieben ist wirklich erst der Anfang aller Gefühle und beschreibt selbst wirklich nicht im Ansatz das, was man für seine Kinder empfindet...

Als mein erster Sohn zur Welt kam und mir direkt auf die Brust gelegt wurde, gingen mir in dieser Sekunde derart viele Gedanken und Gefühle durch den Kopf... unter anderem: es gibt Frauen, die lieben ihr Kind nicht. Was ist, wenn ich eine von diesen Frauen bin! Los! Lieb es! ohgott, was bin ich für ein Mensch...oh, die Fingerchen...er quietscht wie ein Schäfchen... ooooh....ich liebe ihn so. und BÄÄÄÄM. Da war sie. Die L I E B E.
Es war wie gesagt, eine einzige Sekunde.
Ich habe dieses winzige Ding angestarrt und mich traf dieses Gefühl mit einer derartigen Heftigkeit, die einem fast den Atem nahm. Eine Liebe die alles bisher gefühlte um das tausendmillione (!jaha, das tausendmillione) übersteigt!
Vor Glück und Dankbarkeit  habe ich tage- oder eher WOCHENlang geheult. Immer wieder, wenn ich ihn mir bewusst angesehen habe und jedes Härchen auf dem Kopf, davon hatte er viele! bestaunte und seinem Atem (oder Schreien) lauschte, traf es mich erneut und ich verliebte mich ein bisschen mehr.

Dass ich meinen Mann liebe, steht außer Frage, aber das, das ist etwas völlig anderes. Eine gänzlich einnehmende, in ihren Bann ziehende Liebe

Beim zweiten Kind kannte ich diese "Liebe" natürlich schon, hatte in der Schwangerschaft aber sehr sehr große Angst, das zweite Kind nicht so lieben zu können. Wobei, Angst kann man nicht sagen, ich war mir SICHER, ich würde die erste Mutter der Welt sein, die ihr zweites Kind echt nicht so lieben kann wie ihr erstes, obwohl  alle Leute sagen, dass das sehr wohl möglich sei. Pfff.... bisschen dumm ist man auch manchmal so als Schwangere.
Der Junge #2 wurde geboren und bis mich diese erneute Wucht der Liebeswelle traf, dauerte es nicht mal eine Sekunde nach der Geburt.  Es ist scheinbar für jedes Kind genug Liebe da. Also umsonst gestresst - kenntmanja.

Als ich dachte, okay, so fühlt sich Muttersein also an, musste ich ein ganz neues Gefühl kennenlernen. Mein großer Sohn wurde mit wenigen Wochen sehr krank. Ich wusste, dass etwas nicht stimmte, aber mir wollte keiner glauben, da es keine eindeutigen Symptome gab, er wurde von allen als "Schreibaby" abgestempelt. Ich wusste, er hat Schmerzen, aber ihm hilft keiner, ich kann ihm nicht helfen, aber ich sollte doch diejenige sein, die für ihn sorgt, ihm die Schmerzen nimmt.... ich hatte ANGST. So eine ANGST. Sie tat mir weh. Es war ein bisher vollkommen unbekannter physischer Schmerz, der meinen ganzen Körper einnahm, mir die Luft abschnürte und mich beinahe in den Wahnsinn trieb. Letzendlich trieb es mich ins Krankenhaus, wo uns, ja UNS, endlich geholfen wurde. Ich hatte Recht. Die ganze Zeit - da war er, dieser MUTTERINSTINKT, von dem man immer wieder hörte aber nicht so recht damit anzufangen wusste. Er hatte eine atypische Lungenentzündung und wäre vermutlich irgendwann vertrocknet oder erstickt, so sagte man es mir. Medikamente halfen schnell, so ging es ihm wieder besser und ich konnte zum ersten Mal seit Wochen wieder schmerzfrei atmen. Ich hatte, obschon ich seine Schmerzen nicht kannte, ganz ähnliche Schmerzen erfahren.
Mit dieser Angst um Kinder, die man dann immer wieder hat, wenn sie sich todesmutig überall runterstürzen, weil es wilde Kamikaze-Jungs sind, lernt man nach und nach umzugehen.

So langsam ahnte ich es...je älter die Kinder werden, desto facettenreicher werden die Gefühle ihnen gegenüber. Als der große Junge gut 1,5 Jahre alt war, fing es an. Das Trotzalter. Alteeeer sag ich nur! Das ist sehr interessant. Dazu werde ich mit Sicherheit noch etwas schreiben. Aber worauf ich hinauswill ist ein ganz neuartiges Gefühl, das diese Trotzerei in mir auslöst. Es ist WUT. Es macht einen so wütend, wenn das Kind einfach genau das Gegenteil macht, was man gerne von ihm hätte, egal wie lieb und elfenhaft man mit ihm darüber spricht. Wenn man hochschwanger ist und einem das Kind mit voller Wucht in den Bauch tritt und Steine an den Kopf wirft, weil es nicht auf die Straße rennen darf, ist man aber trotz aller Liebe wirklich stinkewütend. Diese Wut ist sehr schlimm. Man will sie sich nicht gestatten, man liebt doch sein Kind! Sie macht einem Angst... ojee...Gefühlsschleifenteufelskreis, es gibt kein Entkommen.

Egal ob positiver oder negativer Art, diese Gefühle seinen Kindern gegenüber sind heftiger und einnehmender als alles bisher Gefühlte.
 Es ist beängstigend. Es ist verrückt. Es ist großartig.




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